Studien haben gezeigt, dass die Entwicklung eines Kindes und seines Gehirns leidet, wenn es keine ausreichende Stimulation gibt. In schwersten Fällen der Psychiatrie ist auch der so genannte Hospitalismus bekannt, in dem das Fehlen von sensorischer Stimulation und menschlicher Interaktion motorische Probleme, kognitive Defizite, Lernstörungen, Störungen der Konzentration und Aufmerksamkeit sowie eine Fülle anderer schwerer Symptome hervorbringt.
Aber auch körperliche Beschwerden und ein kleineres Gehirn sind eine Folge, denn auch wenn das Gehirn sich in gewissem Maße selbst stimulieren kann, hängt es doch von äußeren Reizen ab, um wachsen zu können.
Doch zunächst ein kleiner Exkurs in den Aufbau unseres Gehirns.
Das menschliche Gehirn (Encephalon), das als Teil des zentralen Nervensystems über eine komplexe Struktur verfügt, wiegt ungefähr 1,2-1,4 kg und schwimmt im Hirnwasser (Liquor), das von den Hirnhäuten (Meningen) umgeben ist, die wiederum von den Schädelknochen eingefasst sind. Hohlräume im Inneren des Gehirns, die ebenfalls mit Liquor gefüllt sind, nennt man Ventrikel.
Grob umschrieben besteht unser Gehirn aus dem Großhirn (Telencephalon) mit der Hirnrinde (Kortex), dem Kleinhirn (Cerebellum), dem Zwischenhirn (Diencephalon mit Hypophyse, Thalamus und Hypothalamus) und dem Hirnstamm (Truncus cerebri) mit Mittelhirn, Brücke (Pons) und Nachhirn (Medulla oblongata).
Das Gehirn hat zwei Gehirnhälften (Hemisphären), die durch den Balken (Corpus callosum) miteinander verbunden sind. Jede Hemisphäre umfasst die je nach Lage benannten Lappen, die wiederum für unterschiedliche Funktionen zuständig sind.
Innerhalb dieser Strukturen „funken“ ungefähr 100 Milliarden Neuronen (Nervenzellen), die über Verbindungsstellen (Synapsen) chemisch oder elektrisch miteinander kommunizieren. Innerhalb eines Neurons erfolgt der Austausch von Informationen über elektrische Impulse bzw. Signale. Zwischen den einzelnen Neuronen hingegen erfolgt der Informationsaustausch über chemische Botenstoffe, die so genannten Neurotransmitter. Neben dieser riesigen Anzahl an Neuronen weist unser Gehirn aber auch noch Gliazellen auf, die in deutlich größerer Anzahl vorhanden sind und als Stützstrukturen für unsere Neuronen dienen, aber auch an kognitiven Prozessen beteiligt sind.
Wenn Kinder in einem Umfeld großwerden, das viele und vielfältige Reize bietet, bekommen die Neuronen eine Menge Stimulation und sie können ihre Größe und ihr Verarbeitungstempo steigern und neue Synapsen bilden. Und je schwieriger und vielfältiger Aufgaben bzw. Reize sind und je größer die Komplexität der Stimulation ist, desto mehr Bereiche des Gehirns werden angesprochen. Ohne Stimulation kann das Gehirn nicht wachsen. Bis zu seinem 10. Geburtstag hat ein Kind bereits die Hälfte der Synapsen verloren haben, die zum Zeitpunkt der Geburt vorhanden waren. Hier findet der Spruch: „Nutze es oder du verlierst es!“ Anwendung. Und für den Aufbau neuer Synapsen und das Stärken der Verbindungen sind 1. die Häufigkeit, 2. die Dauer und 3. die Intensität der Stimulation ausschlaggebend.
Spiel, Sport, eine gesunde Interaktion, vielfältige Eindrücke und Spaß am Experimentieren - ob beim Essen, bei neuen Eindrücken oder unbekannten Erfahrungen - sind somit gute Begleiter für eine gesunde Gehirnstimulation.