07. Apr 2021Thomas Weidauer
Oder: Was heißt eigentlich Lateralisierung des Gehirns?
„Als Lateralisation des Gehirns bezeichnet man die neuroanatomische Ungleichheit und funktionale Aufgabenteilung und Spezialisierung der Großhirnhemisphären" - Wikipedia
Wie Sie wissen, besteht unser menschliches Gehirn aus zwei Hälfen - oder Hemisphären -, die über den so genannten Balken (Corpus callosum) miteinander verbunden sind. Den Aufbau beider Gehirnhälften bezeichnet man als bilateralsymmetrisch, d.h. sie weisen im Prinzip einen gleichen Aufbau auf. Dennoch weiß man heutzutage, dass die Funktionen keineswegs symmetrisch oder gleich aufgeteilt sind. Die Aufgaben und Prozesse haben sich räumlich spezialisiert, was bedeutet, dass sie - je nach Funktion - vorzugsweise von nur einer Gehirnhälfte ausgeführt werden. Diese Spezialisierung nennt man Lateralisierung oder Lateralisation.
Der Stärkere gewinnt?
Das Gehirn ist das einzige Organ des menschlichen Organismus, das bei der Geburt noch nicht vollständig entwickelt ist. Nun ist es aber so, dass die beiden Hirnhemisphären nach unserer Geburt nicht im Gleichtakt reifen, denn die rechte Seite entwickelt sich zuerst. Die linke Seite zieht im Alter von drei Jahren dann nach und ihre Entwicklung wird einige Jahre in Anspruch nehmen.
Danach kehrt die Weiterentwicklung zurück auf die rechte Seite und dieser Wechsel von links nach rechts und umgekehrt wird rhythmisch und harmonisch fortgeführt, bis das Baby zu einem jungen Erwachsenen herangereift ist.
Aus der Bahn geworfen
Auch wenn die Lateralisierung dafür sorgt, dass beide Gehirnhälften mit unterschiedlichen Aufgaben versehen sind, so muss unser Gehirn doch als eine Einheit arbeiten. Das heißt, beide Hälften müssen optimal synchronisiert sein, ihre Kommunikation braucht Rhythmus, Harmonie und Timing in Perfektion.
Wenn jetzt aber der Aufbau einer Gehirnhälfte zu langsam oder zu schwach abgelaufen ist, übernimmt die stärkere, schnelle Seite das Ruder und das Gehirn ist aus dem Gleichgewicht. Das kann gravierende Folgen haben und äußert sich häufig in Form von Lern- und Verhaltensschwierigkeiten.
Optimal stimuliert
Auch wenn das Gehirn in der Lage ist, sich in gewissem Maße selbst zu stimulieren, hängt eine gesunde Entwicklung stark von äußeren, sensorischen Stimuli ab. Je mehr eine Gehirnzelle stimuliert wird, umso mehr verbessern sich ihre Größe und ihr Verarbeitungstempo, umso stärker werden die Verbindungen zu anderen Zellen und umso besser werden neue Synapsen gebildet.
Aufgrund der Lateralisierung des Gehirns ist es demnach erforderlich, nicht beide Hemisphären zu stimulieren, sondern die jeweils schwächere Seite.