03. Feb 2021Thomas Weidauer
Warum das Lernen auf Distanz Struktur und Hilfestellung braucht
Keine Frage. Fest umschlungen vom Würgegriff einer Virus-Pandemie ist die ganze Welt eine Mischung aus Hilflosigkeit, Verzweiflung, Trauer, sogar Hoffnungslosigkeit. Lockdowns, Schulschließungen, Home Office und Kurzarbeit stellen Menschen aller Ortes vor große Herausforderungen, nicht nur finanziell, sondern auch psychisch.
Dann gibt es da noch die Eltern, deren Kinder schon in pandemiefreien Zeiten mit einem zügellosen Ungeheuer zu kämpfen haben: AD(H)S. Für diese Betroffenen hat die neue Situation mit Distanzlernen eine oftmals andere Größendimension. Warum ist das so und wie kann man diese Klippen heil umschiffen?
Das Chaos strukturieren
AD(H)S ist ganz häufig mit Problemen in der Schule verbunden und nicht selten ist dieses Störungsbild im schulischen Lernumfeld das erste Mal besonders auffällig. Denn häufig sind mit dem AD(H)S auch erhebliche Lernschwierigkeiten verbunden. Und das, was in der Schule bereits problematisch ist, wird beim Thema Home Schooling für manche Familien zu einem wahren Kriegsschauplatz. Was kann man tun, um diese Herausforderung effizienter und weniger stressig für alle zu gestalten?
StrukturKinder mit AD(H)S sind häufig sehr vergesslich und lassen sich leicht ablenken. Sehr hilfreich ist es deshalb, das Distanzlernen mit einer festen Struktur zu umgeben. Das bedeutet, sorgen Sie täglich für „gleiche Bedingungen“: Legen Sie einen festen Ort und eine feste Zeit für die Lernzeit und Aufgaben fest. Achten Sie beim Ort darauf, dass Ablenkungen minimiert werden. Hilfreich ist auch ein Wochen- bzw. Tagesplan, auf dem die Aufgaben tageweise eingeteilt und nach Erledigung abgehakt werden können. Sorgen Sie bei Online-Unterricht oder Video-Calls dafür, dass alle technischen Voraussetzungen gegeben und Materialien zeitnah bereit liegen, um Stress vorzubeugen.
Nicht allein lassenEs wird Ihrem Kind helfen, neben der festen Struktur auch Unterstützung und Anleitung zu bieten. So können Sie nicht nur eine Reihenfolge der Aufgaben bestimmen, um den Einstieg mit einer leichten Aufgabe zu gestalten, Sie können auch die Aufgabenstellung genau und verständlich mit Ihrem Kind durchgehen. Wenn nötig, bietet es sich auch an, Aufgaben zu stückeln bzw. in kleinere aufzuteilen. Auch hier hilft wieder der Wochen-/Tagesplan.
Vielleicht können Sie auch den Küchentisch zum gemeinsamen Lern-/Arbeitsort umgestalten und gemeinschaftlich Ihre Aufgaben erledigen. So lassen sich Arbeit, Schule, Hilfestellung und gemeinsame Zeit unter einen Hut bringen.
Zuckerbrot und PeitscheIhr Kind braucht liebevolle Anleitung und Verständnis. Aber bei aller Fürsorge ist es dennoch wichtig, Ihrem Kind nicht zu viel abzunehmen oder gar die Aufgaben stellvertretend zu lösen. Auch sollten Diskussionen vermieden werden. Ihr Kind möchte sicherlich versuchen, aus der Nummer mit den Aufgaben rauszukommen. Aber ständige Diskussionen und häufiges Nachgeben sind keine Lösung. Ignorieren Sie also den Widerstand (auch den lautstarken) und installieren Sie das Home Schooling als selbstverständlichen Teil des Tages. Motivation kann auch sein, dass über Video-Call und Online-Unterricht ein virtuelles Wiedersehen mit den Lehrern und Mitschülern stattfinden kann.
SINNvolles LernenBeziehen Sie alle Sinne mit in das Lernen ein. Über farbige Beleuchtung, eine farbige Brille, Aromadiffuser, einen Igelball unter den Füßen oder ein Tens-Gerät am Arm können Sie die Sinne Ihres Kindes in das Lernen einbeziehen. Falls es nicht für zusätzliche Ablenkung sorgt, kann auch entsprechende Musik im Hintergrund hilfreich sein. Auch kleine Balancier-Runden zwischen den Aufgaben bringen nicht nur den Kreislauf in Schwung, sondern unterstützen zusätzlich die Konzentrationsfähigkeit.
Akzeptieren und LobenFür Kinder, die mit Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsproblemen leben, ist es eine echte Qual, 40 Minuten am Stück am Schreibtisch sitzen zu müssen. Gestatten Sie Ihrem Kind seinen Bewegungsdrang und lassen Sie es zwischen Aufgaben immer wieder aufstehen und eine Runde im Zimmer drehen.
Ein Belohnungssystem ist für Kinder mit AD(H)S ein toller Anreiz und fördert die Lernbereitschaft. Lassen Sie Ihr Kind wissen, dass es Fehler machen darf und dass Sie stolz auf seine Bemühungen sind.
Allianzen bildenAuch wenn die Problematik in der Schule sicherlich bekannt ist, lohnt es sich, mit den Lehrern im Dialog zu bleiben. Halten Sie eine freundliche Kommunikation mit den Lehrkräften aufrecht. Manchmal hilft es auch, einen Lernpartner zu haben. Vielleicht erhöht es den Ehrgeiz und die Motivation, wenn Ihr Kind mit einem Freund aus der Klasse lernen bzw. Aufgaben machen kann. Das geht prima über einen Video-Call.
Distanzlernen mit AD(H)S ist eine besondere Herausforderung, der sich Eltern mit diesen Tipps vielleicht etwas gelassener stellen können. Wir bei NeuroLifeBalance bieten mit unserem Training Hilfe für einen schulischen und familiären Alltag mit mehr Freude und Leichtigkeit. Wir verbinden Spaß mit wirksamer Hilfe und stehen Ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
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