ADHS durch zu viel Zucker?

07. Sep 2021Thomas Weidauer
ADHS durch zu viel Zucker?

Wie das weiße Süß auf unser Gehirn wirkt.

Kinder lieben Süßigkeiten. Und Süßigkeiten enthalten Zucker, vor allem weißen, verarbeiteten Industriezucker. Und der ist schlecht für unsere Kinder. Und für uns. So weit nicht Neues, oder?

Natürlich wissen Sie, dass zu viel Zucker ungesund ist. In unserer Ernährung trägt er zu Gewichtszunahme, Diabetes Typ II, hohen Blutzuckerwerten und schlechten Zähnen bei. Wir alle wissen, dass wir nicht so viele Bonbons, Kekse und Süßigkeiten essen oder gezuckerte Limonaden trinken sollten. Und dennoch ist das ein riesengroßer Lebensmittelsektor und die süßen Verlockungen sind praktisch überall präsent. Kennen Sie noch die „Quengelregale“, die dem Auge direkt an der Supermarktkasse alle nur möglichen Begehrlichkeiten präsentierten? Zum Glück hat sich das Bild dort etwas gewandelt. Aber kein (Schul-)Kiosk, kein Kino, kein Indoor-Spielplatz ohne diese Versuchungen.

What’s the problem?

Das Problem ist aber nicht nur eine Frage von Kleidergrößen oder Karies und Kaktus. Denn: Unser Gehirn liebt Zucker. Nein, es braucht Zucker. Und zwar in Form von Glukose. Glukose ein Monosaccharid (Einfachzucker), also der kleinste Bestandteil, in den Zucker im Körper aufgespalten wird. In den Muskeln und der Leber als Glykogen abgespeichert, nutzt der Rest des Körpers die Variante Glukose als Brennstoff. Sie ist die Hauptenergiequelle für jede Zelle des Körpers, auch die Gehirnzellen (Neuronen). Und da es dort so viele Nervenzellen gibt, verbraucht allein dieser Teil von uns die Hälfte der Glukose. Aber wofür bloß?

Süße Gedanken

Viele Gehirnfunktionen, wie Denken, Gedächtnis und Lernen stehen in direktem Zusammenhang mit der Glukose-Nutzung. So können zu niedrige Werte mit einer Verschlechterung der kognitiven Leistung zusammenhängen. Und hier kommen auch die Neurotransmitter ins Spiel. Neurotransmitter, speziell Dopamin (dazu kommen wir gleich) sind chemische Botenstoffe, die z.B. die Kommunikation zwischen den Neuronen möglich machen. Ihre Funktion ist zum Teil ein Relikt unserer Vorzeit, als der Geschmack einer Frucht uns signalisierte, ob sie genießbar oder giftig war. Essen wir süße Dinge, wird das Belohnungssystem des Gehirns - das mesolimbische Dopaminsystem - aktiviert und wir werden mit „Nahrungsliebe“ überschüttet. Schokoladenfreunde wissen, wovon die Rede ist. Für unsere Vorfahren war es sinnvoll, mit dieser Funktion den Konsum dieser oder jener Frucht zu fördern, um uns vor giftigen Substanzen zu schützen oder uns mit energiereicher Kost zu belohnen.

Das ist auch heute noch der Fall, nur leider bewegen wir uns weniger (brauchen also weniger Brennstoff) und verfügen außerdem über ein Überangebot an süßem Zeug. Unglücklicherweise wünscht sich das Gehirn immer noch von dieser Art von Belohnung und attackiert uns mit einem ständigen Verlangen nach diesem „energy rush“ in Form von Zucker.
Uns besonders Kinder sind eine leichte Zielgruppe für Zucker und seine Produzenten. Kinder lieben Süßigkeiten (die meisten jedenfalls). Und Kinder, die von ADHS betroffen sind, lieben Süßigkeiten noch viel mehr, oder?

ADHS durch Zucker?

Es gibt zahlreiche Studien zum Thema ADHS und Zucker, die von „Zucker löst ADHS aus“ bis hin zu „kein Zusammenhang zwischen Zucker und ADHS“ reichen. Klar ist, dass ein erhöhter Zuckerkonsum zu immer mehr Verlangen führt. Bei einem Kind mit verminderter Impulskontrolle wird ein ungesundes Maß an Zucker in der Ernährung also doppelt schwierig. In einer Studie an Ratten hat man festgestellt, dass eine Ernährung mit viel Zucker die Fähigkeit, das eigene Verhalten zu kontrollieren und Entscheidungen zu treffen, gestört war. Ihre inhibitorischen (hemmenden) Neuronen, die im Gehirn als Bremse fungieren und GABA freisetzen, waren verändert. GABA (Gamma-Amino-Buttersäure) ist ein Neurotransmitter, der beruhigende Wirkungen haben und für eine entspannte Gefühlslage verantwortlich sein soll. Ist diese Funktion gestört, kann das theoretisch Schlafprobleme, schlechtere Impulskontrolle und emotionale/soziale Schwierigkeiten begünstigen.

Es ist also eine gute Idee, den Zuckerkonsum in unserer Ernährung und der unserer Kinder zu regulieren bzw. zu limitieren. Denn wie wir erfahren haben, öffnet ein hoher Zuckerkonsum die Tür zu Krankheiten (wie Diabetes Typ II), Übergewicht und möglicherweise ADHS. Die DGE empfiehlt nicht mehr als 25 g Zucker (6 Teelöffel) und 150 Kilokalorien pro Tag für Kinder ab 2 Jahren.

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