Schlechter schlafen mit ADHS?

27. Nov 2020Thomas Weidauer
Schlechter schlafen mit ADHS?

Drei Symptome, die den Alltag schwierig gestalten, können auch nachts zum Problem werden

Als wäre die Diagnose ADHS oder ADS nicht schon eine Herausforderung an sich, bringen diese drei bis vier Buchstaben häufig noch weitere „Kollegen“ mit sich, im Fachjargon auch Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) genannt. Beachtenswert in diesem Fall ist, dass diese Begleiterscheinungen zwar nicht von der Grunderkrankung verursacht werden, dennoch aber nicht zufällig, sondern mit höherer Wahrscheinlichkeit auftreten. Wissenschaftler gehen mittlerweile davon aus, dass beide Probleme sich gegenseitig bedingen können

Beispiele für solche Nebenschauplätze sind Angststörungen, Lernschwierigkeiten, Kopfschmerzen, Essstörungen, Depressionen und Zwangsstörungen. Eine weitere Problematik, die wenig untersucht ist und dementsprechend nicht ausreichend Aufmerksamkeit erhält, ist die Sache mit dem Schlaf. Kurz gesagt: Schlafstörungen.

Zu wenig Schlaf, Einschlafschwierigkeiten, Durchschlafprobleme - alle Schwierigkeiten rund um die wohl verdiente Nachtruhe sind immer auch ein Gesundheitsthema, denn sie verschlechtern nicht nur die Lebensqualität der Betroffenen, sondern auch das physiologische Wohlbefinden und die ADHS-Symptomatiken.

Einer kommt selten allein

So ist z.B. hinreichend bekannt, das Schlafentzug (aus welchen Gründen auch immer) Erkrankungen wie Depression, Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Herzkreislauf-Krankheiten, Angststörungen, chronischen Kopfschmerzen etc. begünstigen kann. Schließlich fehlen dem Körper durch eine gestörte Nachtruhe die wichtige Zeit Regeneration und Aktivierung der Selbstheilungskräfte.

Eine Studie der Universität Tübingen, die 72 Kinder mit ADHS untersuchte, konnte ein erhöhtes Auftreten von Schlafstörungen feststellen. Zusätzlich fand man höhere Fallzahlen bei Schlaflosigkeit und Alpträumen. Demnach sollte man bei der BEhandlung von Kindern mit ADHS auch über spezielle Strategien für die Schlafhygiene berücksichtigen. Hier sind einige Tipps aus einer langen Liste von Tools.

7 Tipps für Schlafhygiene

  1. Stille - Das Schlafzimmer sollte ruhig sein, bei Lärm von außen Fenster schließen, ggf. Ohrstöpsel nutzen.
  2. Dunkelheit - Der Raum sollte maximal abgedunkelt sein.
  3. Belüftung/Temperatur - Lieber in einem kühlen Raum schlafen (16 bis 18 Grad) und dafür eine warme Bettdecke nutzen. Vor dem Schlafen noch einmal durchlüften.
  4. Bewegung - Regelmäßig Bewegung fördert einen guten Schlaf. Vor dem Schlafengehen ist sehr anstrengendes Training jedoch nicht empfehlenswert.
  5. Regelmäßigkeit - Möglichst immer zur gleichen Zeit ins Bett gehen und auch aufstehen. Das gilt auch fürs Wochenende.
  6. Kein (Bildschirm)licht - Lichtquellen stören die Melatoninproduktion und den Schlaf. Möglichst alle Lichtquellen aus dem Schlafzimmer verbannen oder ausschalten, Handy auf Nachtmodus stellen.
  7. Rituale - Einschlafrituale unterstützen einen gesunden Schlaf. Sie können von Musikhören, ein Kapital in einem Buch, eine Tasse Tee (Kräuter) bis hin zu 10 Minuten Atemtraining oder sogar Journaling reichen.

Quelle: Grünwald, J. & Schlarb, A. A. (2017). Relationship between subtypes and symptoms of ADHD, insomnia, and nightmares in connection with quality of life in children. Neuropsychiatric Disease and Treatment, 13, 2341-2350.

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