Das war doch nur ein Reflex!
Ein Reflex ist eine unwillkürliche, rasche und gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz. (Wikipedia)
Neben erworbenen Reflexen, die durch Konditionierung erlernt werden, gibt es die angeborenen Reflexe, zu denen natürlich auch die frühkindlichen, oder primitiven, Reflexe, gehören. Wenn ein Kind geboren wird, ist das Gehirn noch nicht ausgereift bzw. vollständig entwickelt. Die frühkindlichen Reflexe helfen dem Säugling während der ersten Lebensmonate dabei, dass aus den unwillkürlichen Bewegungen durch fortschreitende Hirnreifung schließlich willkürliche und automatisierte Bewegungen werden können. Das findet in der Regel im Verlauf der ersten 12 Monate statt und die primitiven Reflexe verschwinden nach und nach.
Was aber kann passieren, wenn diese Reflexe persistieren? Frühkindliche Reflexe, die in den ersten Lebensmonaten nicht integriert wurden, können zu Verhaltensauffälligkeiten und Lernschwierigkeiten führen. Häufig fallen Kinder dann schon im Kindergartenalter durch fehlende Impulskontrolle, übersteigerte Aktivität und Sprachschwierigkeiten auf.
Zwei Beispiele für primitive Reflexe, die nicht integriert zu Schwierigkeiten führen können, sind:
MORO-REFLEX: Ein persistierender Moro-Reflex zeigt sich häufig durch starke Ängstlichkeit, Hypersensitivität und depressive Verhaltensweisen. Der „Schreckreflex” sollte sich bis zum 2.-4. Lebensmonat zurückbilden.
SYMMETRISCH TONISCHER NACKENREFLEX: Wird der STNR nicht integriert, kann das Kind später Probleme in der Schule haben. Diese äußern sich häufig in Form von Schwierigkeiten beim längeren Schreiben mit der Hand, beim aufrechten und geraden Sitzen. Das Erlernen des Schwimmens ist erschwert.
Werden diese Schwierigkeiten nicht angesprochen, kann es im Grundschulalter und darüber hinaus zu Problemen in Familie, Schule und sozialem Umfeld führen. Die Kinder haben zumeist Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren, Grundkenntnisse wie Lesen, Schreiben und Rechnen zu erlernen und ein angemessenes Sozialverhalten zu zeigen.
Bei der Behandlung von neurologische Störungen wie AD(H)S, Verhaltens- und Lernstörungen ist es deshalb auch immer wichtig, die Integration der primitiven Reflexe zu testen bzw. nachträglich zu ermöglichen.