Bewegung ist Leben, Bewegung ist Lernen

09. Sep 2020Thomas Weidauer
Bewegung ist Leben, Bewegung ist Lernen


Regelmäßige Bewegung ist nicht nur für unser Herzkreislauf- und skelettales System lebenswichtig, auch unser Gehirn ist in einem aktiven Körper lernfähiger.

Unser Gehirn ist das wohl anpassungsfähigste menschliche Organ. Noch bevor es moderne, bildgebende Verfahren gab, glaubten die Fachleute, dass körperliche Vorgänge keinen Einfluss auf unser Gehirn haben und umgekehrt. Und nicht nur das, es herrschte auch die Ansicht, dass unser Gehirn nach der Geburt und in der Kindheit zur vollen Reife kommt und die Kurve danach praktisch nur noch abwärts zeigt, d.h. mit zunehmenden Alter Degeneration und Verlust das Steuer in der Hand haben.

Blick in den Kopf

Mit dem Aufkommen von Bildgebungsverfahren wie PET (Positronen-Emissions-Tomographie) und fMRT (funktionelle Magnetresonanztomographie) konnte sich nicht nur der Blick ins Gehirn, sondern auch auf seine unglaubliche Anpassungsfähigkeit wandeln. Die vormals unveränderlich geglaubte „Festplatte“ präsentierte sich als plastisches und wandelbares Organ des menschlichen Körpers, das man wie auch die anderen Muskeln trainieren und kräftigen kann - sowohl in seiner Struktur als auch seiner Funktion.

Und so wie wir unsere Muskeln im Körper strukturell und funktionell trainieren, um stärkere, schnellere, beweglichere Menschen zu werden, können wir das auch für unser Gehirn bewirken - und zwar mit Bewegung. Körperliche Bewegung wirkt, so hat man in Studien festgestellt, auf Neurotransmitter-Systeme und exekutive Funktionen. Diese Form der präfrontalen Kortexfunktionen ermöglichen eine erfolgreiche Steuerung und Regulation des Menschen.
Zur erfolgreichen Steuerung und Regulation von Emotionen, Entscheidungen und Impulsen gehören neben kognitiver Flexibilität eben auch intakte exekutive Funktionen.

In einer Studie konnten bereits 30 Minuten Schulsport die Aufmerksamkeit bei Schülern deutlich verbessern und die Ablenkbarkeit vermindern (Kubesch). Und eine weitere, populationsbasierte Studie aus Deutschland konnte über Jahre hinweg deutlich verbesserte Exekutivfunktionen bei Erwachsenen durch regelmäßige körperliche Aktivität nachweisen (Gärtner).

Win-Win-Situation

Sich regelmäßig zu bewegen und den Organismus motorisch zu stimulieren, ist also ein Paket, für das man jede Menge geboten bekommt. Gewichtsmanagement, Krankheitsprävention, Behandlungssupport bei psychischen und physischen Erkrankungen sind an sich ziemlich gute Argumente für ein Sportprogramm. Kommen jetzt noch verbesserte Lernfähigkeit, Neuroplastizität des Gehirns und Exekutivfunktionen auf der Überholspur dazu, gibt es kaum noch eine Ausrede, sich gegen einen sitzenden Lebensstil zu entscheiden.

Quellen:
- Hillman, C.H. (2009b): Aerobic fitness and cognitive development: Event-related brain potential and task performance indices of executive control in preadolescent children. In: Developmental Psychology, H. 45, S. 114–129
- Kubesch, S. u.a. (2009): A 30-Min Physical Education Program Improves Students‘ Executive Attention. In: Mind, Brain, and Education, H. 3(4), S 235–242
- DGUV Lernen und Gesundheit
Bewegung im Unterricht, Was hat Bewegung mit Lernen zu tun?
https://www.dguv-lug.de
- Gaertner, B. et al. Physical exercise and cognitive function across the life span: Results of a nationwide population-based study. J Sci Med Sport 21, 489–494 (2018).

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