Sind Kinder mit ADHS immer zwanghaft?

27. Dez 2019Thomas Weidauer
Sind Kinder mit ADHS immer zwanghaft?


Zusammenhang ADHS und Zwänge

Viele Betroffene sehen eine direkte Verbindung zwischen einer Aufmerksamkeitsstörung und einer Zwangsstörung, klassifizieren sie als zusammengehöriges Duo. Andere Wissenschaftler postulieren andererseits, dass es zwei sehr unterschiedliche, psychiatrische Krankheitsbilder sind. Auf jeden Fall sind sie Teil eines ganzen Pakets an Komorbiditäten (Begleiterkrankungen), die sich gleichzeitig bei einer betroffenen Person zeigen können. Dennoch ist es für eine korrekte Diagnose und Hilfe unverzichtbar, Symptome korrekt zuzuordnen und das Verhalten der Betroffenen zu verstehen.

"Ich kann nicht anders"
Bei einer Zwangsstörung handelt es sich meist um Zwangsgedanken, Zwangshandlungen oder eine Kombination aus beiden. Zählen, Kontrollieren und Waschen gehören zu bekannten Verhaltensweisen und gehen häufig Hand in Hand mit starker Angst. Beim Waschzwang beispielsweise hat die Person übergroße Angst vor Keimen, Verunreinigungen und Krankheiten, deshalb wird alles immer wieder gewaschen, gereinigt und desinfiziert. Die betroffene Person ist sich der „Unsinnigkeit“ ihres Handelns meist bewusst, kann sich aber nicht erfolgreich dagegen wehren. Die Folgen (gesundheitlich, finanziell, sozial) können verheerend sein.

Zwänge sind keine Rituale

„Ein Ritual ist eine nach vorgegebenen Regeln ablaufende, meist formelle und oft feierlich-festliche Handlung mit hohem Symbolgehalt." - Wikipedia

Rituale sind gerade für Kinder enorm wichtig, sie bringen Verlässlichkeit und Ordnung, stärken den Gemeinschaftssinn und geben dem Kind Sicherheit.
Und auch wenn Rituale in der Kindheit ein wichtiger Aspekt für eine gesunde Entwicklung sind, können diese Überhand nehmen und den Alltag des Kindes einschränken - möglicherweise der Beginn einer Zwangsstörung.

Ähnlich und doch anders
Warum ist eine Unterscheidung zwischen ADHS und Zwangsstörung dennoch so wichtig? Ein sehr wichtiger Aspekt ist die konventionelle Behandlung beider Krankheitsbilder. Auch wenn für beide Diagnosen häufig eine kognitive Verhaltenstherapie vorgeschlagen wird, ist der medikamentöse Therapievorschlag enorm unterschiedlich. Bei Zwangsstörungen sind häufig Antidepressiva (SSRI) die erste Wahl, während ADHS zumeist mit Stimulanzien (Methylphenidat) behandelt wird. Auch wenn beide Medikamente erhebliche Nebenwirkungen für Kinder haben können, ist die fahrlässige Behandlung aufgrund einer falschen Diagnose eine Katastrophe.

FDS
Was? Noch so eine Abkürzung? Das Functional Disconnection Syndrome (FDS) ist das Syndrom der ungleichen Gehirnentwicklung, was bedeutet, dass Bereiche des Gehirns - die beiden Hälften oder Hemisphären - nicht ausgewogen entwickelt oder synchronisiert sind. Das Gehirn ist funktionell getrennt und Störungen, wie ADHS, Tics, Zwangsstörung und Autismus können die Folge sein.
Deshalb richten sich Übungen, die auf eine Balance in der Gehirnentwicklung abzielen, nicht an die einzelnen Symptome einer Störung, sondern widmen sich dem Ungleichgewicht, um die so wichtige Balance herzustellen und genannte Symptome zu lindern oder sogar ganz verschwinden zu lassen.

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