ADHS und Schulangst

26. Jul 2021Thomas Weidauer
ADHS und Schulangst

Wie Sie Ihr Kind bei einem guten Schulstart unterstützen können


AD(H)S ist nicht nur mit erheblichen Schwierigkeiten im familiären Umfeld verbunden, auch der Gang zur Schule ist eine Herausforderung. Die mit dem Störungsbild verbundene Unaufmerksamkeit und Impulsivität machen soziale Interaktionen mit Lehrern und Mitschülern schwierig und Lernprobleme, die vielfach auftreten, sind nicht nur auf kognitive Schwächen bezogen, sondern tragen auch den Faktor Angst mit sich.

Leider ist es häufig so, dass gerade bei Kindern, die von Hyperaktivität betroffen sind, immer auch von einem starken Selbstbewusstsein und Furchtlosigkeit ausgegangen wird. Wildheit und Lautstärke lassen diesen Eindruck aufkommen.
Auf der anderen Seiten wirken Kinder mit ADS - also ohne Hyperaktivität - oft als faul, träge und (im Stillen) unsozial.

Angst ist ein Alltagsbegleiter dieser Kinder, der sich nicht nur gut tarnt hinter lautem, renitentem Verhalten, sondern einen schwierigen Alltag für die Betroffenen noch belastungsintensiver macht.

Nach den Sommerferien (und/oder einer langen Zeit mit Home Schooling) wieder in die Schule zurückzukehren, oder erst eingeschult zu werden, kann für betroffene Kinder eine große Herausforderung sein. Natürlich ist es normal, vor dem ersten Schultag nervös zu sein, aber diese Nervosität lässt sich ganz gut von Schulangst unterscheiden. Hier sind einige Hinweise:

  • Eine Nervosität aufgrund der neuen Situation hält meist nur einige Tage an, Angst dagegen bleibt bestehen.
  • Das Kind will sich partout nicht von den Eltern trennen, der Gang zur Schule ist von Wutausbrüchen und/oder verzweifelten Zusammenbrüchen begleitet.
  • Das Kind möchte nicht mehr allein schlafen und auch sonst keine Aktivitäten allein machen.
  • Das Kind zieht sich von Gleichaltrigen zurück.
  • Das Kind verliert sich in ständigen Sorgen und grübelt vermehrt.
  • Es zeigen sich somatische Beschwerden, häufig in Form von Kopf- und/oder Bauchschmerzen bzw. Übelkeit und Erbrechen.

Verständnisvolle Begleitung

Neben dem Erkennen einer Schul- oder Sozialangst ist es natürlich wichtig, dass wir die Kinder angemessen begleiten und dabei ist auch Vorbereitung ein wichtiges Tool. Sie können Ihr Kind also schon mit ausreichendem Vorlauf auf den Schulbeginn vorbereiten und dabei spielen Struktur, Verlässlichkeit und Organisation eine große Rolle. Das können Sie tun:

- Besprechen Sie ausführlich, wie der Alltag in der Schule ablaufen wird. Holen Sie sich dazu gern Hilfe von den Lehrkräften und der Schulleitung.

- Proben Sie den „Ernstfall“. Üben Sie das Packen der Schultasche, fahren Sie den Schulweg ab, besuchen Sie, wenn möglich, die Schule und das Klassenzimmer. Häufiges Proben gibt dem Kind Sicherheit und Struktur, baut sein Selbstvertrauen auf.

- Üben Sie Sozialkompetenz. Planen Sie zuhause einige Rollenspiele und proben Sie so unterschiedliche Interaktionen mit Lehrern und Mitschülern. Das können Situationen im Klassenraum sein oder auch das Kennenlernen auf dem Schulhof. So nehmen Sie Ihrem Kind die Unsicherheit und vermitteln die Fähigkeit der sozialen Interaktion.

- Pflegen Sie Schulkontakte. Falls Ihr Kind nach den Ferien in die Schule zurückkehrt, nutzen Sie die schulfreie Zeit für Verabredungen zum Spielen, damit die Wochen ohne Schule nicht zur kontaktfreien Zeit werden. Nicht alle Mitschüler werden gleichzeitig im Urlaub sein.
Sollte Ihr Kind neu eingeschult werden, erkundigen Sie sich, welche anderen Kinder Sie schon aus dem Kindergarten kennen, die in dieselbe Klasse gehen werden. Gemeinsam lässt sich die Angst leichter bewältigen.

- Sprechen Sie über Gefühle. Hören Sie Ihrem Kind zu, wenn es Ängste oder Sorgen äußert. So fühlt sich Ihr Kind nicht allein mit seinen Problemen. Und sprechen Sie auch mit den Lehrern über die Nöte Ihres Kindes, so dass diese helfend zur Seite stehen können.

- Gestalten Sie einen Übergang zum Schulalltag. Beginnen Sie schon zeitig damit, wieder früher ins Bett zu gehen und den Wecker morgens passend zu stellen. Wenn ein Kind übermüdet ist, sind emotionale Zusammenbrüche wahrscheinlicher. Vielleicht hat Ihr Kind in den Ferien mehr vor dem Fernseher oder Computer gesessen. Auch diese Aktivitäten sollten Sie langsam wieder reduzieren.

- Seien Sie angemessen fürsorglich. Ihrem Kind alles abzunehmen, hilft zwar kurzfristig bei unangenehmen Situationen und Angst, kann Ihr Kind aber langfristig in die Vermeidungshaltung führen und die negativen Gefühle noch verstärken. Seien Sie verständnisvoll, geduldig und geben Sie Ihrem Kind Aufgaben, die es bewältigen kann. So werden Selbstvertrauen aufgebaut und das Positive verstärkt.

Haben Sie Verständnis und freuen Sie sich gemeinsam auf die Schule!

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